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Referenzbauten

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Infozentrale auf dem Vollgut

Öffentliche Objekte - Ausstellung / Sonderbauten - Neubau
Adresse:
Am Sudhaus 3
12053 Berlin
Architekt:
Prof. Eike Roswag-Klinge, Natural Building Lab TU Berlin
Institut für Architektur, Sekretariat A44, Straße des 17. Junis 152
10623 Berlin
info@nbl.berlin
Beschreibung:
Im Rahmen des Seminars Building Cycle, einem Entwurfsstudio mit baukonstruktiver Vertiefung arbeitet eine Gruppe von etwa 40 ArchitekturstudentInnen am Natural Building Lab der TU Berlin seit dem Wintersemester 2017/18 an der Realisierung der Infozentrale. Für den Entwurf wurden selbstorganisiert Arbeitsgruppen gebildet, um einzelne thematische Schwerpunkte auszuarbeiten. Es wurde parallel und interdisziplinär mit Professoren, wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, ArchitektInnen und ExpertInnen entworfen, mit Material geforscht, kommuniziert und dokumentiert um am Ende jeder Woche die erarbeiteten Inhalte im Kollektiv zusammenzubringen, zu hinterfragen, zu diskutieren, umzuwerfen und weiterzudenken. Die Vision – ein gebauter Prototyp Ziel war es, einen großen Anteil der Materialien aus recycelten und umweltverträglichen Ressourcen zu entwickeln, um das Gebäude in einen ökologischen Kreislauf einzubetten und so einen gebauten Prototypen für nachhaltige Gebäude entstehen zu lassen. Dafür mussten teilweise neue Methoden entwickelt werden, um die Materialien ihrem Kreislauf zu entziehen und sie später wieder einbetten zu können. Bevor mit der tatsächlichen Planung des Gebäudes begonnen werden konnte, wurden in verschiedenen Experimenten neu gedachte Verwertungsprozesse von Materialien wie Plastik, Glas, Holz und Beton untersucht und kategorisiert. Netzwerk – Mitdenker und Komplizen Von Beginn an wuchs um das Projekt und weit über das Architekturgebäude hinaus ein großes Netzwerk an Beteiligten, die auf unterschiedliche Weise zu der Realisierung beitragen. Durch das Einbeziehen und die Zusammenarbeit mit Baustoffherstellern und Sponsoren wurde trotz ökonomischen Hindernissen auch die Verwendung von Baustoffen als Neuware ermöglicht. Um das Raumkonzept auf die spätere Nutzung abzustimmen wurde es gemeinsam mit einer Vielzahl von Mitdenkenden diskutiert und entwickelt, um den späteren Anforderungen an das Gebäude als Raum für die Nachbarschaft gerecht zu werden. Der Entwurf – über Design, Tragwerk und Ausbau Der Entwurf wurde in enger Kooperation mit dem Fachgebiet für Tragwerksentwurf und -konstruktion – TEK, sowie dem Fachgebiet für Gebäudetechnik – GtE entwickelt, was auch direkten Einfluss auf direkte Entwurfsentscheidungen hatte. Aus Gründen der leichten Verarbeitbarkeit und im Sinne einer reversiblen Struktur, welche später eventuell an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden könnte, wurde der Bau als Holzkonstruktion realisiert. Holz als elementares Rohmaterial zieht sich durch den gesamten Entwurf - sowohl im Innen- als auch im Außenraum. Nischen in der Wand bilden innen und außen verschiedene Funktionsbereiche aus, die später unterschiedlich genutzt werden können und eine allgemeine Zonierung erzeugen. So entsteht zusammen mit dem zentralen Hauptraum eine Varianz an Möglichkeiten den Raum zu bespielen und für diverse Veranstaltungen zu nutzen. Unter dem auskragenden Dach werden außen auf einem leicht angehobenen Plateau mehrere interaktive Attraktionen, wie eine Graffiti-Wand oder ein schwarzes Brett für die Nachbarschaft angeboten. Die Außenfläche stellt zudem einen Ort der Begegnung und des Aufenthalts insbesondere in den warmen Tagen im Jahr dar. Im Zusammenspiel mit mehreren Fensterflächen soll ausreichende Transparenz erzeugt werden, um Hemmungen zu nehmen und einen ersten Kontakt herzustellen. Die Realisierung – Beginn der Baustelle Seit dem Abschluss der Planungsphase Mitte Februar diesen Jahres, sind wir größtenteils auf das VOLLGUT-Areal in Berlin Neukölln umgezogen. Startschuss der Bauphase war die Vorbereitung der Fundamente, wofür wir Gehwegplatten verwendet haben, auf denen die Infozentrale seitdem stetig wächst. Zunächst wurde tatkräftig an der Errichtung der Tragstruktur gearbeitet. Die fast 100 m2 große Trägerrostkonstruktion besteht zu einem großen Teil aus aufgearbeiteten Altholzbalken. Sowie auch für weitere Elemente des Gebäudes, haben wir dafür beispielsweise auf Dachstühle oder die Rauminstallation Sammler‘s Traum von Raumlabor zurückgegriffen um das benötigte Holz dann in der unieigenen Werkstatt zu bearbeiten und auf den gewünschten Holzquerschnitt zu bringen. Nach der Fertigstellung des Daches konnte an der Bodenkonstruktion weitergearbeitet werden, auf welcher seit einigen Wochen sukzessive die Wände des Innenraums entstehen. Die Unterkonstruktion des Bodens konnten wir mit den Spänen dämmen, die bei den Hobelarbeiten für die Aufarbeitung der Holzbalken angefallen sind. Bei den Wänden greifen wir wiederum auf geschreddertes Papier und Zellulose als Dämmmaterial zurück. Grundsätzlich bestehen die Wandmodule aus Pappkisten, die mit Plakaten verkleidet sind. Bei der Zusammensetzung der Wände wollten wir ein Material zu nutzen, welches im alltäglichen Gebrauch und somit auch als Massenware im Umlauf ist. Dabei haben sich Obstkisten als eine Ressource herausgestellt, die für uns in großen Mengen leicht zu beschaffen ist, eine modulare Verarbeitung zulässt, sowie trotz niedrigem Eigengewicht über eine hohe Formstabilität und Druckbeständigkeit verfügt. Für zusätzliche Stabilität und Witterungsbeständigkeit, werden die gestapelten Kisten mit übrig gebliebenen Werbeplakaten tapeziert. Alte Glasscheiben werden in eine simple Konstruktion aus Fahrradschläuchen und Holzrahmen gefasst und in verschiedenen Größen jeweils in Beziehung zu den einzelnen Nischen in die Außenhülle gesetzt. Die Nutzung – die Adaption von und mit der Nachbarschaft Von außen erscheint das Gebäude nun seit August als riesige Litfaßsäule, die als Infotafel als auch Orientierungshilfe für die BesucherInnen und NachbarInnen des VOLLGUT Areals Einblick in die Geschichte und die Zukunft des Geländes und seiner Akteure geben soll. Als Raum für Alle soll er außerdem der Vernetzung von Akteuren untereinander als auch mit der Nachbarschaft dienen und darüber hinaus ein Ort der Begegnung und des Verweilens sein. Mit dieser Möglichkeit der offenen Nutzung soll das das soziale Netzwerk gestärkt und neue Qualitäten für den Kiez geschaffen werden. Wir wünschen uns, dass unser Gebäude einen Beitrag für die Nachbarschaft leisten kann und auch zukünftig als Inspirationsquelle für weitere Ideen und Visionen ökologischer Baukonzepte dienen wird. Das Gebäudekonzept als solches kann als reversible Struktur leicht auf andere Kontexte adaptiert und erweitert werden. Einen Ort für Austausch und Kommunikation zu schaffen war uns zusammen mit der Entwicklung eines zirkulären Baus ein großes Anliegen um damit aus dem universitären Kontext heraus einen Ort des Informationsaustauschs und eine Begegnungsstätte für den Kiez zu kreieren.
Ansicht Süden vor dem Einbau der Wände (Quelle: Leon Klaßen)
Ansicht Süden vor dem Einbau der Wände (Quelle: Leon Klaßen)